Mittwoch, 31. Juli 2013

Ein Papst, der Hoffnung macht

Der Papst tut mir wohl. Ich habe das Gefühl, in unserer Kirche wieder freier atmen zu können. Vor dem Hintergrund der beiden letzten Pontifikate hätte ich nicht gedacht, das einmal so über einen Papst sagen zu können. 
Er tut mir wohl, weil er klerikale Selbstgefälligkeit und Dünkel unterläuft, weil er in großer Bescheidenheit und mit echtem Mitgefühl für die Nöte der Menschen auftritt. Er tut mir wohl, weil er ein wesentliches Anliegen des II. Vatikanischen Konzils wieder ganz oben auf die Agenda setzt, die Menschen, die aus den Welten des Wohlstands herausfallen, weil er klar den Auftrag der Kirche sichtbar macht, das Evangelium mit allen Menschen ins Gespräch zu bringen. Alles muss sich darum drehen, das Evangelium aus der Perspektive der Menschen am Rand, in den Tiefen des Leidens und der Ohnmacht zu entdecken, und gleichzeitig die menschlichen Lebenssituationen im Licht des Evangeliums zu deuten. Er tut mir wohl, weil er einfach spricht und nicht meint, in jeder Predigt gleich den ganzen Glaubensinhalt verkünden zu müssen, weil er ehrlich und authentisch ist.
Es mag sein, dass meine Hoffnungen zu weit gespannt sind, ich möchte sie mir aber nicht gleich nehmen lassen - die Hoffnung, dass die Vorstellung vom "Volk Gottes" endlich zur Geltung kommt, in dem jeder und jedem die gleiche Würde zukommt, das eine Dialoggemeinschaft ist, nicht eine militärische Formation im Gleichschritt, in dem Freiheit und Offenheit herrschen. Es mag sein, dass die alte Garde der Betonköpfe erfolgreich Widerstand leisten kann, aber ich will mich jetzt an einem Silberstreif am Horizont freuen - an der Hoffnung, dass in der Kirche wieder an erster Stelle das Ziel steht, Christus mit vielen Menschen ins Gespräch zu bringen, und sich die Sozialgestalt von Kirche und Gemeinde an diesem Ziel orientiert, dass wir bereit sind, auf die, die draußen sind, zu hören und dort die Orte zu entdecken, an denen sich die Botschaft des Evangeliums bewähren muss, dass kreative Ansätze, sich mit Christus auf den Weg zu machen, nicht aus Angst erstickt werden.
Auch in der Kälte unserer Diözese wärmt dieser Papst mein Herz.