Mittwoch, 30. Januar 2013

Presseerklärung des Vernetzungstreffens der deutschsprachigen Pfarrer- und Pfarreiinitiativen am 25.01.2013 in Heilig-Geist, München
  • Wir stehen ein für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit kirchlicher Praxis. Deshalb benennen wir, was wir tun, auch wenn es im Widerspruch zu derzeitigen kirchenamtlichen Weisungen steht.
  • Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist für uns ein großer Wert. Deshalb sind wir gegen die Schaffung großer pastoraler Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Wir setzen uns für andere Formen von Kirchesein im Lebensraum der Menschen ein. Die Vielfalt der Charismen muss zur Geltung kommen unabhängig von Stand, Geschlecht und sexueller Orientierung. Oberstes Ziel ist eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu.
Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirchen und setzen uns ein für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche.
Deshalb haben wir uns im deutschsprachigen Raum und international vernetzt, weil die Situation in der Kirche und in der Gesellschaft uns dazu drängt.

Dienstag, 29. Januar 2013

Simeons Traum

Ein alter Mann hofft noch immer auf die Erfüllung seines Lebenstraumes - der greise Simeon, von dem Lukas in seinem Evangelium erzählt.
"Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast."

Menschen haben Träume. Es gibt keinen Grund, das schlecht zu machen, auch wenn mancher dieser Träume recht seltsam erscheint. Träume bringen uns in Bewegung, sie zeigen uns Ziele, nach denen wir streben, sie sind Ausdruck von Lebendigkeit.
Sehr unterschiedlich sind solche Träume, manchmal nur von begrenztem Wert, manchmal eben auch echte Lebensträume. Was ersehne ich für mein Leben? Was erhoffe ich?
Simeon hat einen Traum, dem sich alles andere unterordnet: Er möchte den sehen, der von Gott kommt, um die Herzen der Menschen des Gottesvolkes wieder dem Herrn zuzuwenden. Er möchte mit eigenen Augen sehen, dass Gott seine Verheißung wahr macht. Er möchte erfahren, dass seine Hoffnung nicht umsonst war.

Lässt sich seine Sehnsucht für uns nachvollziehen? Wenn einer noch von einer Weltreise träumt, dann können wir das vielleicht verstehen, oder von einem Lottogewinn oder der großen Liebe, aber vom Kommen eines göttlichen Gesandten, der das Reich Gottes aufrichtet?
Vielleicht geht es bei Simeon ja um die große Liebe. Es gibt im Umfeld der Nachkriegszeit so manche Geschichte, in der Eltern Jahr um Jahr auf ihren vermissten Sohn warten, mit brennenden Herzen, mit einer nie versiegenden Hoffnung. Aber wir brauchen gar nicht so weit zurück zu gehen. Mit wie viel an Angst und Sehnsucht haben wohl die Familien der Soldaten im Irak oder in Afghanistan auf die Heimkehr der Ihren gewartet oder warten noch? Welche Gefühle bestimmen die Familien, deren Väter als Wanderarbeiter in Südamerika oder Asien monatelang unterwegs sind oder weit entfernt arbeiten und jahrelang nicht heimkehren? Simeons große Liebe ist Gott - und das, was dieser mit der Welt und den Menschen vorhat.
Wenn wir die Sache mit dem Reich Gottes noch ein wenig konkretisieren, dann wird sie auch für uns vielleicht greifbar. Simeon sehnt sich nach dem großen Frieden in einer Welt brutaler Gewalt, in der die Kreuze der römischen Besatzer die Straßen säumten. Er hofft auf eine Welt, in der die Tennung der Menschen in reich und arm überwunden ist. Er wünscht sich eine Welt, in der Gerechtigkeit herrscht und Menschen sicher und in lebendiger Gemeinschaft leben können. Und er ist zutiefst überzeugt, dass Gott diese neue Welt schaffen wird.

So gesehen können wir uns vielleicht doch ein wenig in seinem Traum wiederfinden. Das setzt allerdings voraus, dass wir uns nicht mit unserem persönlichen Wohlergehen zufrieden geben. Simeon ist in seiner Sehnsucht über sich hinaus, er ist ausgerichtet auf Gott. Deshalb kann er die Leiden seines Volkes nicht einfach ignorieren. Deshalb kann er sich nicht über die Not anderer Menschen hinwegsetzen. Deshalb sind seine Augen geöffnet für die Wirklichkeit, die viele Menschen zu einem Leben im Dunkeln verurteilt.
Im Grunde genommen geht es uns nicht anders, wenn wir zum Glauben an Gottes bedingungslose Liebe kommen. Gott bringt die wertvollste Saite in uns zum Klingen, unsere Fähigkeit zu lieben. Die Liebe ist die Grundhaltung, die uns öffnet für das, was andere Menschen und Lebewesen brauchen. Sie hilft uns, Leiden zu verstehen und menschliche Bedürfnisse anzuerkennen. Es könnte Wunderbares geschehen, würden wir diese Fähigkeit nicht begrenzen lassen durch unsere Ängste, vor allem die Angst, zu kurz zu kommen und nicht genug vom Leben zu haben, aber auch durch unsere Vorurteile gegenüber anderen Menschen oder unsere Habgier.
Wir sind am Bennpunkt des Lebens, am Knackpunkt für ein gelingendes Menschsein, wenn Christus in uns ankommt. Es ist der Augenblick der Gnade, der Simeon jubeln lässt. Der Herr ist angekommen, das Licht wächst gegen das Dunkel von Gewalt und Ausbeutung, von Unrecht und Unterdrückung, von Krankheit und Tod, von Sinnlosigkeit und Gier.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Solidarität geht

Jedes Jahr regt Misereor viele Aktionen für die Fastenzeit an, darunter auch den Solidaritätslauf oder - marsch. In all dem geht es nicht nur um das Einwerben von Spenden. Mir gefällt daran, dass auch die Teilnehmer/innen hier bei uns dabei gewinnen. Es ist immer auch ein spirituelles Erlebnis, bei dem zum einen Brücken zu den Schwestern und Brüdern in anderen Erdteilen geschlagen werden, zum anderen auch manches von deren Leben und Glauben uns  inspiriert. Ich möchte den aufmerksamen Blick für die Lebenswirklichkeit derer, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, aber oft ein beeindruckendes Zeugnis für Lebensmut, Lebenskraft und Kreativität geben, nicht missen, aber auch nicht den Blick auf das ermutigende Glaubensleben in vielen Gemeinden in Afrika, Südamerika und Asien.
In der Pfarrei Egling an der Paar ist der Solidaritätsmarsch inzwischen eine feste Einrichtung. Wir organisieren ihn mehr als einen Bittgang mit mehreren Stationen, die als Besinnung auf den Glauben und als Informationsmöglichkeit über das geförderte Projekt gestaltet werden.
In diesem Jahr werden wir uns am Sonntag, 17. März 2013, ab 13:00 Uhr auf den Weg machen. Persönlich würde es mich sehr freuen, wenn sich die Beteiligung daran auch auf andere Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Egling ausweiten würde.
Wir gehe in diesem Jahr für Straßenkinder in Recife und Catuaru oder Port-au-Prince:
Es geht dabei um Folgendes:

  • warme Mahlzeiten
  • Gemeinschaftshäuser
  • Anlaufstelle zum Schlafen, Waschen und Essen
  • Bildungsangebote
  • sozialpsychologische Betreuung
  • Starhilfe für allein erziehende Mütter der Straßenkinder

Mittwoch, 23. Januar 2013

Katakombenpakt

Auszug aus dem sogenannten "Katakombenpakt", einer Selbstverpflichtung einer Gruppe von Bischöfen, die am Zweiten Vatikanischen Konzil teilnahmen:



"Wir verzichten ein für allemal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teute Stoffe, auffallende farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kotbarem Metall - weder Gold noch Silber - gemacht sein dürfen..... Wir werden weder Immobilien oder Mobiliar besitzen noch mit eigenem Namen über Bankkonten verfügen.... Wir lehnen es ab, mündlich oder schriftlich mit Titeln oder Bezeichnungen angesprochen zu werden, in denen gesellschaftliche Bedeutung oder Macht zum Ausdruck gebracht werden.... Wir werden in unserem Verhalten und in unseren gesellschaftlichen Beziehungen jeden Eindruck vermeiden, der den Anschein erwecken könnte, wir würden Reiche und Mächtige privilegiert, vorrangig oder bevorzugt behandeln.... Alle Laien, Ordensleute, Diakone und Priester, die der Herr dazu ruft, ihr Leben und ihre Arbeit mit den Armgehaltenen und Arbeitern zu teilen und so das Evangelium zu verkünden, werden wir unterstützen.... In pastoraler Liebe verpflichten wir uns, das Leben mit unseren geschwistern in Christus zu teilen, mit allen Priestern, Ordensleuten und Laien, damit unser Amt ein wirklicher Dienst werde .... Gott helfe uns, unseren Vorsätzen treu zu bleiben."

(zitiert nach: Blickpunkt Lateinamerika Ausgabe 4 2012 S. 14f - Vera Krause, Für eine dienende und arme Kirche)

Wie könnte eine "dienende und arme Kirche" in der BRD von  heute aussehen?

Wie müsste sich das Leben eines Priesters darstellen, um das Anliegen einer solchen Kirche zu befördern?

Wie können wir dem Anliegen des Evangeliums dienen in der Begegnung mit den Menschen, die schwere Brüche in ihrer Biographie aufweisen, in den Abgetrifteten und sozial Verwahrlosten?