Mittwoch, 31. Juli 2013

Ein Papst, der Hoffnung macht

Der Papst tut mir wohl. Ich habe das Gefühl, in unserer Kirche wieder freier atmen zu können. Vor dem Hintergrund der beiden letzten Pontifikate hätte ich nicht gedacht, das einmal so über einen Papst sagen zu können. 
Er tut mir wohl, weil er klerikale Selbstgefälligkeit und Dünkel unterläuft, weil er in großer Bescheidenheit und mit echtem Mitgefühl für die Nöte der Menschen auftritt. Er tut mir wohl, weil er ein wesentliches Anliegen des II. Vatikanischen Konzils wieder ganz oben auf die Agenda setzt, die Menschen, die aus den Welten des Wohlstands herausfallen, weil er klar den Auftrag der Kirche sichtbar macht, das Evangelium mit allen Menschen ins Gespräch zu bringen. Alles muss sich darum drehen, das Evangelium aus der Perspektive der Menschen am Rand, in den Tiefen des Leidens und der Ohnmacht zu entdecken, und gleichzeitig die menschlichen Lebenssituationen im Licht des Evangeliums zu deuten. Er tut mir wohl, weil er einfach spricht und nicht meint, in jeder Predigt gleich den ganzen Glaubensinhalt verkünden zu müssen, weil er ehrlich und authentisch ist.
Es mag sein, dass meine Hoffnungen zu weit gespannt sind, ich möchte sie mir aber nicht gleich nehmen lassen - die Hoffnung, dass die Vorstellung vom "Volk Gottes" endlich zur Geltung kommt, in dem jeder und jedem die gleiche Würde zukommt, das eine Dialoggemeinschaft ist, nicht eine militärische Formation im Gleichschritt, in dem Freiheit und Offenheit herrschen. Es mag sein, dass die alte Garde der Betonköpfe erfolgreich Widerstand leisten kann, aber ich will mich jetzt an einem Silberstreif am Horizont freuen - an der Hoffnung, dass in der Kirche wieder an erster Stelle das Ziel steht, Christus mit vielen Menschen ins Gespräch zu bringen, und sich die Sozialgestalt von Kirche und Gemeinde an diesem Ziel orientiert, dass wir bereit sind, auf die, die draußen sind, zu hören und dort die Orte zu entdecken, an denen sich die Botschaft des Evangeliums bewähren muss, dass kreative Ansätze, sich mit Christus auf den Weg zu machen, nicht aus Angst erstickt werden.
Auch in der Kälte unserer Diözese wärmt dieser Papst mein Herz.

Montag, 10. Juni 2013

liturgische Sprache - neues Messbuch

Am 03. Juni 2013 veranstaltete die Priesterinitiative Augsburg einen Gesprächsabend mit den Professoren Frühwald und Gregur zur liturgischen Sprache, mit einem besonderen Augenmerk auf das neue römische Messbuch, das demnächst eingeführt werden soll. Das fruchtbare Gespräch hat noch einmal deutlich gemacht, dass eine Reihe von Bedenken seitens der Gläubigen im Raum stehen, die nicht einfach stillschweigend übergangen werden sollten.
Auch wenn nur ca. 7% der Kommunikation über die verbale Schiene laufen, so steh doch zu befürchten, dass ein latinisierendes Deutsch, das der römischen Vorgabe folgt, möglichst nahe am lateinischen Wortlaut der Gebete zu bleiben, weitere Barrieren für den Mitvollzug der Liturgie durch alle Feierenden aufbaut. Übersetzungen können nie eins zu eins geschehen. Wenn die Poesie der liturgischen Sprache im Deutschen erhalten bleiben soll, dann braucht es kreative Übersetzungen der lateinischen Gebete. Darüber hinaus sind allerdings auch - bei aller Hochschätzung des Gebetsschatzes der Tradition - Neuschöpfungen von Gebeten aus unserer Zeit heraus notwendig.
Sollte der bisher eingeschlagene Weg durch Rom und die Deutsche Bischofskonferenz weitergegangen werden, dann ist damit zu rechnen, dass das neue Messbuch nicht eint, was es ja tun soll, sondern zu Spaltungen führt. Das Problem wird noch verschärft durch die Änderung bei den Wandlungsworten, in denen es bald nicht mehr heißen soll, dass Christus sein Blut für alle vergossen hat, sondern für viele. Es ist nicht recht nachvollziehbar, warum ich in Zukunft "für viele" sagen soll, aber dabei alle meine, wie es der emeritierte Papst Benedikt theologisch schön erläutert. Was ist gewonnen, wenn schließlich ein Teil der Priester die Wendung zu "vielen" mitmacht, ein anderer Teil aber am "alle" festhält? Lohnt sich diese Verbeugung vor den Piusbrüdern, wenn dadurch Spaltung und Irritaionen entstehen?
Schmerzlich empfinde ich das grundsätzliche Vorgehen bei der Neugestaltung des Messbuches. Es ist ein reiner Akt der Macht, die unterhalb der Bischöfe und ihrer Zuarbeiter/innen niemanden miteinbezieht. Was würde es schaden, in einigen Pfarreien  die neuen Vorschläge erproben zu lassen und auf die Reaktionen des Kirchenvolkes zu hören? Gerade in der Frage der Liturgie, die doch darauf angelegt ist, gemeinsam von allen Feiernden vollzogen zu werden, ist ein solches Diktat von oben nicht vom Geist getragen, sondern wohl nur noch von der Angst.

Mittwoch, 24. April 2013

Deine Sprache verrät dich - zur liturgischen Sprache

Gespräch über die liturgische Sprache:


Montag, 03. Juni 2013
19:30 Uhr
Haus St. Ulrich 
Augsburg

Referenten: Prof. Dr. Josip Gregur, Liturgiewissenschaftler an der Universität Augsburg; Prof. em. Dr. Wolfgang Frühwald, LMU  

 
Natürlich ist die Liturgie nicht nur ein Sprachgeschehen. Sie stellt ein Kunstwerk dar, das sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzt. Die Sprache spielt dabei aber durchaus eine tragende Rolle.
Die Priesterinitiative Augsburg lädt deshalb zu einem Abend des Gesprächs und der Diskussion über die liturgische Sprache und über die römischen Vorgaben für das kommende neue Messbuch für den deutschsprachigen Raum ein.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Vorgabe, möglichst nahe ander lateinischen Vorlage zu bleiben?
Wird damit nicht das Anliegen einer echten Beteiligung aller Mitfeiernder konterkariert?
Wie kann die liturgische Sprache Menschen erreichen und berühren, wenn sie sperrig und unverständlich daherkommt?
Sollte nicht mehr auf die schöpferische Kraft der Feiernden vertraut werden, die auf dem Boden der rechten Lehre Gebete ins Wort bringen?  
Muss nicht die Sprache gesprochen werden, die dem Sprachempfinden der Mitfeiernden entspricht? 


 

Mittwoch, 17. April 2013

Kirche neu. ... wenn nichts bleibt, wie es war.

Zu diesem Thema findet im Moritzsaal in Augsburg am 30. April 2013 um 19:30 Uhr ein Podiumsgespräch mit Prof. Rainer Bucher, Pastoraltheologe in Graz, statt.
Die katholische Kirche steht vor fundamentalen Veränderungen, die nicht zuletzt auch mit dem Wandel in den Lebensumständen der Menschen unserer Gesellschaft und weltweit zu tun haben. Die Zeichen der Zeit zu erkennen, das hat schon das Zweite Vatikanische Konzil als grundlegende Aufgabe der Kirche formuliert. Dabei ist es entscheidend, immer wieder auf Christus zu hören und im Geist des Evangeliums auf Menschen zuzugehen.
Was muss bewahrt werden? was kann aufgegeben werden? Was muss umgestaltet werden? Welche Wege in die Zukunft zeichnen sich schon ab?
Manches wird schon bedacht und erprobt: Kirchehochzwei - unter diesem Namen fand ein ökumenischer Kongress statt, der sich von Erfahrungen in der englischen Kirche mit kreativen Gemeindegründungen inspirieren ließ; Small christian communities - dieser Weg zu Gemeinden wird schon länger, ausgehend von Afrika versucht; Neuevangelisierung - so nennen sich die tastenden Versuche in der Diözese Augsburg.
Diesen spannenden Gesprächsabend sollten sich kirchlich Interessierte nicht entgehen lassen.


Mittwoch, 3. April 2013

Glaube - längst überflüssig?



Donnerstag, 11. April 2013 in Egling, Pfarrheim
Beginn: 20:00 Uhr

"Brauchts des? Glaube – Liebe - Hoffnung".

Für uns Katholiken drängt sich heute die Frage nach dem Notwendigen mehr und mehr in den Vordergrund. Ein Blick in unsere Kirchen und Gemeinden zeigt, dass immer weniger Christen den Weg in die Kirche finden und sich nicht einmal mehr die Frage stellen: Brauchts des?
Nicht wenige werfen ungeprüft Glaube und Religion einfach über Bord.

Der Titel des Vortrags ist gleichzeitig das Jahresthema der KLB Augsburg und ist sicher auch ein Thema zum aktuell ausgerufenen Jahr des Glaubens.
Wir laden Sie ein, mit dem Referenten Fritz Kahnert, Pfarrer, das Selbstbild der Kirche und des Glaubens zu reflektieren und zu diskutieren.
Eine Veranstaltung der KLB Landkreis Landsberg

Dienstag, 19. März 2013

Kirche nach dem II. Vatikanischen Konzil

Auf der Seite der Pristerinitiative Augsburg (www.priesterinitiative-augsburg.de) findet sich folgende Betrachtung:

Die Priesterinitiative Augsburg ist Teil einer plural gewordenen Diözese. Wir wollen in Freiheit leben und verkünden, was wir als Erbe und Auftrag des II. Vatikanischen Konzils verstanden haben. Wir wollen im Dialog um Erneuerung und Zukunft unserer Kirche im 21. Jahrhundert mit unseren Erfahrungen wahrgenommen und ernst genommen werden. „Denn der Priester soll ja der Entwicklung des Volkes Gottes dienen“ (Deutsche Bischofskonferenz, Brief an die Priester 2012).
Wie verstehen wir uns als Kirche?
Kirche ist für uns geistliche Gemeinschaft und Volk Gottes auf dem Weg durch die Zeit. Unter allen ihren Mitgliedern gibt es laut Kirchenrecht „eine wahre Gleichheit an Würde und Tätigkeit“. In ihrer hierarchischen, synodalen und subsidiären Verfassung ist sie wahrhaft geschwisterlich. Kirche ist wie ein „Ursakrament“: Zeichen und Werkzeug für die Einheit der Menschheitsfamilie und ihrer Gemeinschaft mit Gott. Der Geist Jesu Christi eint sie in ihrer katholischen Weite und Vielfalt. Von seiner liebenden und heilenden Gegenwart im Leben, Sprechen und Handeln der Gläubigen, besonders der Amtsträger, hängt ihre Glaubwürdigkeit ab.
Die Kirche Jesu Christi ist in der katholischen Kirche verwirklicht, aber nicht mit ihr identisch. Sie bleibt Kirche der Heiligen und Sünder und bedarf der ständigen Reinigung, Erneuerung und Umkehr (II. Vatikanisches Konzil, Über die Kirche, Nr. 8). Seelsorgliches Handeln hat in ihr den Vorrang vor rechtlichen und institutionellen Absicherungen („höchstes Gesetz ist der Heil der Seelen“). Geprägt vom II. Vatikanischen Konzil sind wir gegen römischen oder diözesanen Zentralismus, gegen klerikale und uniformierende Tendenzen. Der Dialog bleibt eine Hauptaufgabe aller Glieder der Kirche.
Bestimmend wurde für uns das Kirchenbild vom „wandernden Gottesvolk“ (Wahlspruch von Erzbischof Josef Stimpfle). Wir sind das Volk, das seit Abraham auf dem Weg zum Reich Gottes ist. Mit uns wandern die getrennten Christen, die Menschen anderer Religionen, alle, die ohne Glauben ihrem Gewissen folgen. Die Kirche Christi ist immer gehalten in der Wahrheit – diese ist nicht ihr Besitz. Das bewahrt uns vor dem Hochmut allwissender Theologen und „auserwählter“ Priester. Suchend gehen wir unseren Weg zu Gott. (Vgl. Über die Kirche, Nr. 15)
Kirche lebt in der Welt und für die Welt. Das Heil der Kleinen, Schwachen und Kranken ist ein Hauptanliegen von Jesus. Er gibt ihnen die Würde, die jedem Menschen zukommt. Die Sorge um soziale und internationale Gerechtigkeit und Frieden, um Nachhaltigkeit im Umgang mit der Schöpfung und die Achtung der Menschenrechte gehört zu den Aufgaben der Kirche wie jeder Gemeinde. Den Gruppen und Mensche, die solche Anliegen vertreten, wissen wir uns dankbar verbunden.
Dialogfähigkeit
Dialog ist ein Aufeinanderhören und Sprechen mit Andersdenkenden auf Augenhöhe. In einer säkularen und gleichzeitig multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft zuhause zu sein, bedeutet für uns: im Dialog sein. So gewinnen und vertiefen wir unsere christliche Identität in dieser Welt.
Dialog gehört zu Wesen und Mission der Kirche, weil er im Reden und Handeln Jesu und der Apostel begründet ist. Ohne Dialogfähigkeit wäre die Kirche Jesu Christi nicht gewachsen, ohne sie verliert sie im 21. Jahrhundert ihre Wirkkraft.
Dialog ist ein Hauptwort des II. Vatikanischen Konzils. Wir sind von ihm geprägt und von den Erfahrungen des guten Miteinanders, das wir selber viele Jahre erlebt haben, zum Beispiel im Religionsunterricht, in Pfarrgemeinderat und Seelsorgeteam, im Priesterrat und Pastoralrat der Diözese. Die Priesterinitiative ist entstanden im Zusammenhang mit autoritären, für viele unverständlichen Entscheidungen der Diözesanleitung und der römischen Kurie. Unsere Zugehörigkeit zur Diözese und zur römischen Kirche wurde in Frage gestellt. „Wer versucht ein anderer als er selbst zu sein, gerät in Verzweiflung.“ (Sören Kierkegaard)
Wir akzeptieren, dass wir mit Priestern einer ganz anderen kirchlichen Sozialisation und Prägung in Dekanaten und Diözese verbunden sind. Für ein wahrhaftiges und ehrliches Miteinander im Gespräch brauchen wir Mitbrüder, die den „Dienst der Einheit“ in Dekanat und Diözese ernst nehmen, die „mehr vorsehen als vorstehen“ (Regel des hl. Benedikt für den Abt, RB 64,8). Solange wir in Polarisierungen stehen bleiben, hindern wir uns, gemeinsam zu hören, was Gott von uns heute will und es auch zu tun.

Mittwoch, 6. März 2013

Es ist ein sehr ermutigendes Zeichen für mich, dass sich in der Pfarreiengemeinschaft Egling - wie in vielen anderen Pfarreien - Kinder, Jugendliche und Erwachsene in vielfältigen Aktionen für Kinderhospize in Bad Grönenbach und Südafrika, für Straßenkinder in Haiti stark machen. Natürlich ist es ein zartes Pflänzchen, das vor allem in der Fastenzeit blüht, aber es zeigt in seiner Lebenskraft doch etwas von einer Kirche, die nicht nur um sich kreist, sondern sich zu einem Dienst an den Menschen gerufen weiß. Daran lässt sich anknüpfen.
Dabei wird in diesen solidarischen Aktionen auch ein durchaus hörbares Glaubenszeugnis abgelgt. In einem Miteinander von Jüngerinnen und Jüngern Jesu lassen sich auch Ansätze für die Aufhebung des Gegensatzen von Klerikerkirche und "Laien", von lehrender und hörender bzw. gehorchender Kirche erkennen. Es ist der gemeinsame Auftrag an alle Glieder des Volkes Gottes im Geist Jesu die Liebe des Vaters zu allen Menschen zu bringen, im Dialog untereinander und mit den Menschen, denen wir außerhalb der Kirche begegnen, mit der gesellschaftlichen, sozialen und politischen Wirklichkeit unserer Welt.

Montag, 25. Februar 2013

Weltgebetstag Freitag, 01. März 2013

Schon seit Jahren greifen Frauen des Frauenbundes in Egling, Prittriching und Scheuring das Anliegen des Weltgebetstages auf. In diesem Jahr haben sich Frauen aus Frankreich Gedanken zum Problem der Migration gemacht.
Was bedeutet es, Vertrautes zu verlassen und plötzlich „fremd“ zu sein? Diese Frage stellten sich 12 Französinnen aus 6 christlichen Konfessionen. Ihr Gottesdienst zum WGT 2013, überschrieben mit dem Bibelzitat „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35), fragt: Wie können wir „Fremde“ bei uns willkommen heißen? Der WGT 2013 liefert dazu biblische Impulse (Mt 25,31-40; 3. Buch Mose/Lev 19,2;33-37; Offb 21,3-4) und Frauen teilen ihre guten und schwierigen Zuwanderungsgeschichten mit uns. In der Bibel, einem Buch der Migration, ist die Frage der Gastfreundschaft immer auch Glaubensfrage: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 40) Mutig konfrontiert uns dieser Weltgebetstag so auch mit den gesellschaftlichen Bedingungen in unserer „Festung Europa“, in der oft nicht gilt, wozu Jesus Christus aufruft: „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“.
Im gemeinsamen Beten wird dieses Anliegen auch in Egling, Scheuring und Prittriching bedacht und ins Gebet genommen:
Freitag, 01. März 2013
Egling - 19:30 Uhr Pfarrheim
Prittriching - 18:30 Uhr Ulrichshaus
Scheuring - 18:30 Uhr Pfarrkirche St. Martin

Freitag, 15. Februar 2013

Familiengottesdienst mit Sozialprojekt der Firmbewerber/innen

Familiengottesdienst in Scheuring 
am Sonntag, 24. Februar 2013, 10:30 Uhr.

Die Firmbewerber/innen verkaufen Suppen. Der Erlös aus dieser Aktion soll Kinderhospizen in Bad Grönenbach und in Südafrika zugute kommen.
Musik: Vitamin C


Montag, 11. Februar 2013

Bischofsernennungen

In den letzten Jahren habe ich es zunehmend als irritierend empfunden, dass wir in unserer Diözese darauf warten mussten, bis Rom geruhte, uns einen Bischof vorzusetzen.
Ich frage mich, warum es so schwierig ist, das Volk Gottes an der Entscheidung für einen neuen Bischof zu beteiligen. Wenn Formen der Mitentscheidung entwickelt werden, dann wird damit ja nicht an den Grundfesten des Glaubens gerüttelt. Es wird nicht über Teile des Glaubensbekenntnisses abgestimmt. Es wir einfach gemeinsam nach dem Bischof gesucht, von dem wir alle miteinander wünschen, dass er uns auf unserem Pilgerweg vorangeht. Ist das Volk Gottes so unmündig, dass man ihm keine Stimme beim Wahlverfahren geben kann? Welche Ängste hindern daran, die Wahl von Bischöfen auf eine breitere und öffentlichere Grundlage zu stellen?
Es ist Zeit, dass das Volk Gottes auch in dieser Hinsicht endlich ernst genommen wird. Ein Bischof betrifft das Leben des Gottesvolkes einer Diözese massiv, die Gläubigen sollten deshalb auch mitreden dürfen.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Katastrophaler Start ins Jahr des Glaubens

Den Glauben nach innen vertiefen und nach außen Glaubwürdigkeit zurückgewinnen - nicht allein darum geht es im Jahr des Glaubens, aber eben doch auch darum. Es schmerzt, wenn dann alle guten Bemühungen hinter Fehlern verschwinden, die öffentlich als gravierend wahrgenommen werden. Sicher wird es eine Reihe Gründe geben, warum das Projekt einer Studie über den Missbrauch von Kindern durch Priester unter keinem guten Vorzeichen stand, aber der Abbruch der Studie erweckt den Eindruck, dass es die katholische Kirche doch nicht so ernst meint mit der Aufklärung und der Prävention, was Missbrauch betrifft. Es genügt auch nicht, zufrieden darauf zu verweisen, dass ja nur ein verschwindend geringer Teil der in unserer Gesellschaft geschehenden Missbrauchsfälle durch Priester verursacht ist. Jeder einzelne wirft einen sehr dunklen Schatten auf die Botschaft von Gottes Menschenfreundlichkeit, die wir ausrichten dürfen. 
Und dann vor kurzem das Predigtverbot für Frau Professor Demel und Pfarrer Schüller bei einer Predigtreihe zur Fastenzeit in der Stadtkirche Nürnberg durch die zuständigen Bischöfe von Eichstätt und Bamberg. Sicher, beide sind kritisch, aber auch beide lieben die Kirche. Beide sind nicht bequem, aber beide denken doch ganz auf dem Boden des Evangeliums. Ist es wirklich der Weg in die Zukunft der Kirche, denen, die anders denken als die Bischöfe die Kirchen zu verschließen? Sollte die Kirche nicht ein Ort des freimütigen Gesprächs und des offenen Wortes sein, ein Raum der Freiheit und der Wahrhaftigkeit? Sehr bedauerlich, dass den beiden Bischöfen nichts besseres einfällt, als zwei renommierte Theologen und Seelsorger mit einem Predigtverbot in Nürnberg zu belegen.
Es ist darüber hinaus höchste Zeit, längst überfällige Reformanliegen in Angriff zu nehmen. Dazu gehören nicht zuletzt die Fragen, wie wir mit Menschen umgehen, die Brüche in ihren Biographien aufweisen, wie wir es mit der Eucharistie für die evangelischen Ehepartner katholischer Menschen halten, wie wir den Zugang zum Weiheamt neu fassen können.  

Mittwoch, 6. Februar 2013

reicher Fischzug

Im Kapitel 5 des Lukasevangeliums wird von einem reichen Fischzug der Jünger berichtet. Nachdem sie selbst zunächst erfolglos waren, füllen sich die Netze auf das Wort Jesu hin.
Es geht hier wohl nicht um die mögliche reiche "Beute" der christlichen Mission, wenn man es bloß richtig anstellt. Der Fokus richtet sich auf die persönliche Berufung, auf das, was in einem Menschen geschieht, wenn er sich auf Jesus und sein Wort einlässt. Die prall gefüllten Netze stehen für den inneren Reichtum aus der Nachfolge.
Wenn wir von Neuevangelisierung reden, dann nicht zuallererst von Methoden der Verkündigung, von Veranstaltungen und Werbemaßnahmen, sondern von einer persönlichen Beziehung, einer Liebebeziehung. Ich bin angefragt, ob ich im Hören auf das Wort mein Leben gestalten will, ob ich mich vom Evangelium herausfordern lassen möchte. Dann werde ich sehen, was geschieht, was Gott vielleicht auch durch mich wachsen lassen möchte.
Das kann dann auch zu einer gemeinsamen Bewegung kleiner Gemeinden werden, die im Gespräch mit der Schrift und miteinander, im Gebet und im Blick auf die Herausforderungen ihrer Umgebung und ihrer Zeit das Leben und den Glauben teilen.
Neuevangelisierung betrifft zunächst mich selbst und die Gemeinschaften, in denen ich als Glaubender unterwegs bin, aber auch die Kirche insgesamt, die sich immer neu reformieren muss im Blick auf das Evangelium und auf die Zeichen der Zeit.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Presseerklärung des Vernetzungstreffens der deutschsprachigen Pfarrer- und Pfarreiinitiativen am 25.01.2013 in Heilig-Geist, München
  • Wir stehen ein für ein ehrliches Wahrnehmen der Lebenssituationen der Menschen und für Glaubwürdigkeit kirchlicher Praxis. Deshalb benennen wir, was wir tun, auch wenn es im Widerspruch zu derzeitigen kirchenamtlichen Weisungen steht.
  • Die Lebendigkeit der Gemeinden vor Ort ist für uns ein großer Wert. Deshalb sind wir gegen die Schaffung großer pastoraler Räume als Antwort auf den sogenannten Priestermangel. Wir setzen uns für andere Formen von Kirchesein im Lebensraum der Menschen ein. Die Vielfalt der Charismen muss zur Geltung kommen unabhängig von Stand, Geschlecht und sexueller Orientierung. Oberstes Ziel ist eine menschennahe Seelsorge im Geiste Jesu.
Wir sind gegen die derzeitigen absolutistischen Strukturen in unserer Kirchen und setzen uns ein für Bürgerrechte und Transparenz in der Kirche.
Deshalb haben wir uns im deutschsprachigen Raum und international vernetzt, weil die Situation in der Kirche und in der Gesellschaft uns dazu drängt.

Dienstag, 29. Januar 2013

Simeons Traum

Ein alter Mann hofft noch immer auf die Erfüllung seines Lebenstraumes - der greise Simeon, von dem Lukas in seinem Evangelium erzählt.
"Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast."

Menschen haben Träume. Es gibt keinen Grund, das schlecht zu machen, auch wenn mancher dieser Träume recht seltsam erscheint. Träume bringen uns in Bewegung, sie zeigen uns Ziele, nach denen wir streben, sie sind Ausdruck von Lebendigkeit.
Sehr unterschiedlich sind solche Träume, manchmal nur von begrenztem Wert, manchmal eben auch echte Lebensträume. Was ersehne ich für mein Leben? Was erhoffe ich?
Simeon hat einen Traum, dem sich alles andere unterordnet: Er möchte den sehen, der von Gott kommt, um die Herzen der Menschen des Gottesvolkes wieder dem Herrn zuzuwenden. Er möchte mit eigenen Augen sehen, dass Gott seine Verheißung wahr macht. Er möchte erfahren, dass seine Hoffnung nicht umsonst war.

Lässt sich seine Sehnsucht für uns nachvollziehen? Wenn einer noch von einer Weltreise träumt, dann können wir das vielleicht verstehen, oder von einem Lottogewinn oder der großen Liebe, aber vom Kommen eines göttlichen Gesandten, der das Reich Gottes aufrichtet?
Vielleicht geht es bei Simeon ja um die große Liebe. Es gibt im Umfeld der Nachkriegszeit so manche Geschichte, in der Eltern Jahr um Jahr auf ihren vermissten Sohn warten, mit brennenden Herzen, mit einer nie versiegenden Hoffnung. Aber wir brauchen gar nicht so weit zurück zu gehen. Mit wie viel an Angst und Sehnsucht haben wohl die Familien der Soldaten im Irak oder in Afghanistan auf die Heimkehr der Ihren gewartet oder warten noch? Welche Gefühle bestimmen die Familien, deren Väter als Wanderarbeiter in Südamerika oder Asien monatelang unterwegs sind oder weit entfernt arbeiten und jahrelang nicht heimkehren? Simeons große Liebe ist Gott - und das, was dieser mit der Welt und den Menschen vorhat.
Wenn wir die Sache mit dem Reich Gottes noch ein wenig konkretisieren, dann wird sie auch für uns vielleicht greifbar. Simeon sehnt sich nach dem großen Frieden in einer Welt brutaler Gewalt, in der die Kreuze der römischen Besatzer die Straßen säumten. Er hofft auf eine Welt, in der die Tennung der Menschen in reich und arm überwunden ist. Er wünscht sich eine Welt, in der Gerechtigkeit herrscht und Menschen sicher und in lebendiger Gemeinschaft leben können. Und er ist zutiefst überzeugt, dass Gott diese neue Welt schaffen wird.

So gesehen können wir uns vielleicht doch ein wenig in seinem Traum wiederfinden. Das setzt allerdings voraus, dass wir uns nicht mit unserem persönlichen Wohlergehen zufrieden geben. Simeon ist in seiner Sehnsucht über sich hinaus, er ist ausgerichtet auf Gott. Deshalb kann er die Leiden seines Volkes nicht einfach ignorieren. Deshalb kann er sich nicht über die Not anderer Menschen hinwegsetzen. Deshalb sind seine Augen geöffnet für die Wirklichkeit, die viele Menschen zu einem Leben im Dunkeln verurteilt.
Im Grunde genommen geht es uns nicht anders, wenn wir zum Glauben an Gottes bedingungslose Liebe kommen. Gott bringt die wertvollste Saite in uns zum Klingen, unsere Fähigkeit zu lieben. Die Liebe ist die Grundhaltung, die uns öffnet für das, was andere Menschen und Lebewesen brauchen. Sie hilft uns, Leiden zu verstehen und menschliche Bedürfnisse anzuerkennen. Es könnte Wunderbares geschehen, würden wir diese Fähigkeit nicht begrenzen lassen durch unsere Ängste, vor allem die Angst, zu kurz zu kommen und nicht genug vom Leben zu haben, aber auch durch unsere Vorurteile gegenüber anderen Menschen oder unsere Habgier.
Wir sind am Bennpunkt des Lebens, am Knackpunkt für ein gelingendes Menschsein, wenn Christus in uns ankommt. Es ist der Augenblick der Gnade, der Simeon jubeln lässt. Der Herr ist angekommen, das Licht wächst gegen das Dunkel von Gewalt und Ausbeutung, von Unrecht und Unterdrückung, von Krankheit und Tod, von Sinnlosigkeit und Gier.

Donnerstag, 24. Januar 2013

Solidarität geht

Jedes Jahr regt Misereor viele Aktionen für die Fastenzeit an, darunter auch den Solidaritätslauf oder - marsch. In all dem geht es nicht nur um das Einwerben von Spenden. Mir gefällt daran, dass auch die Teilnehmer/innen hier bei uns dabei gewinnen. Es ist immer auch ein spirituelles Erlebnis, bei dem zum einen Brücken zu den Schwestern und Brüdern in anderen Erdteilen geschlagen werden, zum anderen auch manches von deren Leben und Glauben uns  inspiriert. Ich möchte den aufmerksamen Blick für die Lebenswirklichkeit derer, die auf der Schattenseite des Lebens stehen, aber oft ein beeindruckendes Zeugnis für Lebensmut, Lebenskraft und Kreativität geben, nicht missen, aber auch nicht den Blick auf das ermutigende Glaubensleben in vielen Gemeinden in Afrika, Südamerika und Asien.
In der Pfarrei Egling an der Paar ist der Solidaritätsmarsch inzwischen eine feste Einrichtung. Wir organisieren ihn mehr als einen Bittgang mit mehreren Stationen, die als Besinnung auf den Glauben und als Informationsmöglichkeit über das geförderte Projekt gestaltet werden.
In diesem Jahr werden wir uns am Sonntag, 17. März 2013, ab 13:00 Uhr auf den Weg machen. Persönlich würde es mich sehr freuen, wenn sich die Beteiligung daran auch auf andere Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft Egling ausweiten würde.
Wir gehe in diesem Jahr für Straßenkinder in Recife und Catuaru oder Port-au-Prince:
Es geht dabei um Folgendes:

  • warme Mahlzeiten
  • Gemeinschaftshäuser
  • Anlaufstelle zum Schlafen, Waschen und Essen
  • Bildungsangebote
  • sozialpsychologische Betreuung
  • Starhilfe für allein erziehende Mütter der Straßenkinder

Mittwoch, 23. Januar 2013

Katakombenpakt

Auszug aus dem sogenannten "Katakombenpakt", einer Selbstverpflichtung einer Gruppe von Bischöfen, die am Zweiten Vatikanischen Konzil teilnahmen:



"Wir verzichten ein für allemal darauf, als Reiche zu erscheinen wie auch wirklich reich zu sein, insbesondere in unserer Amtskleidung (teute Stoffe, auffallende farben) und in unseren Amtsinsignien, die nicht aus kotbarem Metall - weder Gold noch Silber - gemacht sein dürfen..... Wir werden weder Immobilien oder Mobiliar besitzen noch mit eigenem Namen über Bankkonten verfügen.... Wir lehnen es ab, mündlich oder schriftlich mit Titeln oder Bezeichnungen angesprochen zu werden, in denen gesellschaftliche Bedeutung oder Macht zum Ausdruck gebracht werden.... Wir werden in unserem Verhalten und in unseren gesellschaftlichen Beziehungen jeden Eindruck vermeiden, der den Anschein erwecken könnte, wir würden Reiche und Mächtige privilegiert, vorrangig oder bevorzugt behandeln.... Alle Laien, Ordensleute, Diakone und Priester, die der Herr dazu ruft, ihr Leben und ihre Arbeit mit den Armgehaltenen und Arbeitern zu teilen und so das Evangelium zu verkünden, werden wir unterstützen.... In pastoraler Liebe verpflichten wir uns, das Leben mit unseren geschwistern in Christus zu teilen, mit allen Priestern, Ordensleuten und Laien, damit unser Amt ein wirklicher Dienst werde .... Gott helfe uns, unseren Vorsätzen treu zu bleiben."

(zitiert nach: Blickpunkt Lateinamerika Ausgabe 4 2012 S. 14f - Vera Krause, Für eine dienende und arme Kirche)

Wie könnte eine "dienende und arme Kirche" in der BRD von  heute aussehen?

Wie müsste sich das Leben eines Priesters darstellen, um das Anliegen einer solchen Kirche zu befördern?

Wie können wir dem Anliegen des Evangeliums dienen in der Begegnung mit den Menschen, die schwere Brüche in ihrer Biographie aufweisen, in den Abgetrifteten und sozial Verwahrlosten?