Samstag, 1. März 2014

Verzicht auf staatliche Dotationen aus der Säkularisation

Aus den Enteignungen der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden staatliche Verpflichtungen z.B. zum Unterhalt kirchlicher Gebäude oder zur Bezahlung von Bischöfen und Domkapitularen, die heute etwa 250 Millionen Euro ausmachen. Das ist natürlich eine Menge Geld, aber auf ganz Deutschland bezogen und vor allem in Relation zu den üppigen Einnahmen über die Kirchensteuer wirkt die Summe dann doch verhältnismäßig bescheiden. Aber gerade in Bezug auf diese Dotationen, die sich aus 200 Jahre alten Rechten ableiten, nimmt die öffentliche Akzeptanz rapide ab. Sollen nicht andere Finanzquellen der Kirche in den Strudel der Ablehnung gezogen werden, sollten wir auf diese Rechte möglichst rasch verzichten. Diesen Vorschlag machen neben anderen Thomas von Mitschke-Collande und Gerhard Kruip, Professor für christliche Anthropologie und Sozialethik an der Universität Mainz (Herder Korrespondez 68. Jahrgang, Heft 2, Februar 2014). Das würde auch dem Anschein entgegenwirken, die Kirche sei geldgierig. Was die Glaubwürdigkeit betrifft könnten wir nur gewinnen, und die 250 Millionen Euro würden uns nicht zu heftig weh tun. Zum Ausgleich könnte die Bezahlung an den Staat für das Einziehen der Kirchensteuer reduziert werden, da in diesem Fall die staatlichen Leistungen zu hoch vergütet werden. Über die Verwendung der 250 Millionen Euro könnte die Kirche noch mitreden. Ich würde vorschlagen, den Verzicht an die Bedingung zu knüpfen, das Geld für soziale Anliegen zu verwenden.

Mittwoch, 31. Juli 2013

Ein Papst, der Hoffnung macht

Der Papst tut mir wohl. Ich habe das Gefühl, in unserer Kirche wieder freier atmen zu können. Vor dem Hintergrund der beiden letzten Pontifikate hätte ich nicht gedacht, das einmal so über einen Papst sagen zu können. 
Er tut mir wohl, weil er klerikale Selbstgefälligkeit und Dünkel unterläuft, weil er in großer Bescheidenheit und mit echtem Mitgefühl für die Nöte der Menschen auftritt. Er tut mir wohl, weil er ein wesentliches Anliegen des II. Vatikanischen Konzils wieder ganz oben auf die Agenda setzt, die Menschen, die aus den Welten des Wohlstands herausfallen, weil er klar den Auftrag der Kirche sichtbar macht, das Evangelium mit allen Menschen ins Gespräch zu bringen. Alles muss sich darum drehen, das Evangelium aus der Perspektive der Menschen am Rand, in den Tiefen des Leidens und der Ohnmacht zu entdecken, und gleichzeitig die menschlichen Lebenssituationen im Licht des Evangeliums zu deuten. Er tut mir wohl, weil er einfach spricht und nicht meint, in jeder Predigt gleich den ganzen Glaubensinhalt verkünden zu müssen, weil er ehrlich und authentisch ist.
Es mag sein, dass meine Hoffnungen zu weit gespannt sind, ich möchte sie mir aber nicht gleich nehmen lassen - die Hoffnung, dass die Vorstellung vom "Volk Gottes" endlich zur Geltung kommt, in dem jeder und jedem die gleiche Würde zukommt, das eine Dialoggemeinschaft ist, nicht eine militärische Formation im Gleichschritt, in dem Freiheit und Offenheit herrschen. Es mag sein, dass die alte Garde der Betonköpfe erfolgreich Widerstand leisten kann, aber ich will mich jetzt an einem Silberstreif am Horizont freuen - an der Hoffnung, dass in der Kirche wieder an erster Stelle das Ziel steht, Christus mit vielen Menschen ins Gespräch zu bringen, und sich die Sozialgestalt von Kirche und Gemeinde an diesem Ziel orientiert, dass wir bereit sind, auf die, die draußen sind, zu hören und dort die Orte zu entdecken, an denen sich die Botschaft des Evangeliums bewähren muss, dass kreative Ansätze, sich mit Christus auf den Weg zu machen, nicht aus Angst erstickt werden.
Auch in der Kälte unserer Diözese wärmt dieser Papst mein Herz.

Montag, 10. Juni 2013

liturgische Sprache - neues Messbuch

Am 03. Juni 2013 veranstaltete die Priesterinitiative Augsburg einen Gesprächsabend mit den Professoren Frühwald und Gregur zur liturgischen Sprache, mit einem besonderen Augenmerk auf das neue römische Messbuch, das demnächst eingeführt werden soll. Das fruchtbare Gespräch hat noch einmal deutlich gemacht, dass eine Reihe von Bedenken seitens der Gläubigen im Raum stehen, die nicht einfach stillschweigend übergangen werden sollten.
Auch wenn nur ca. 7% der Kommunikation über die verbale Schiene laufen, so steh doch zu befürchten, dass ein latinisierendes Deutsch, das der römischen Vorgabe folgt, möglichst nahe am lateinischen Wortlaut der Gebete zu bleiben, weitere Barrieren für den Mitvollzug der Liturgie durch alle Feierenden aufbaut. Übersetzungen können nie eins zu eins geschehen. Wenn die Poesie der liturgischen Sprache im Deutschen erhalten bleiben soll, dann braucht es kreative Übersetzungen der lateinischen Gebete. Darüber hinaus sind allerdings auch - bei aller Hochschätzung des Gebetsschatzes der Tradition - Neuschöpfungen von Gebeten aus unserer Zeit heraus notwendig.
Sollte der bisher eingeschlagene Weg durch Rom und die Deutsche Bischofskonferenz weitergegangen werden, dann ist damit zu rechnen, dass das neue Messbuch nicht eint, was es ja tun soll, sondern zu Spaltungen führt. Das Problem wird noch verschärft durch die Änderung bei den Wandlungsworten, in denen es bald nicht mehr heißen soll, dass Christus sein Blut für alle vergossen hat, sondern für viele. Es ist nicht recht nachvollziehbar, warum ich in Zukunft "für viele" sagen soll, aber dabei alle meine, wie es der emeritierte Papst Benedikt theologisch schön erläutert. Was ist gewonnen, wenn schließlich ein Teil der Priester die Wendung zu "vielen" mitmacht, ein anderer Teil aber am "alle" festhält? Lohnt sich diese Verbeugung vor den Piusbrüdern, wenn dadurch Spaltung und Irritaionen entstehen?
Schmerzlich empfinde ich das grundsätzliche Vorgehen bei der Neugestaltung des Messbuches. Es ist ein reiner Akt der Macht, die unterhalb der Bischöfe und ihrer Zuarbeiter/innen niemanden miteinbezieht. Was würde es schaden, in einigen Pfarreien  die neuen Vorschläge erproben zu lassen und auf die Reaktionen des Kirchenvolkes zu hören? Gerade in der Frage der Liturgie, die doch darauf angelegt ist, gemeinsam von allen Feiernden vollzogen zu werden, ist ein solches Diktat von oben nicht vom Geist getragen, sondern wohl nur noch von der Angst.

Mittwoch, 24. April 2013

Deine Sprache verrät dich - zur liturgischen Sprache

Gespräch über die liturgische Sprache:


Montag, 03. Juni 2013
19:30 Uhr
Haus St. Ulrich 
Augsburg

Referenten: Prof. Dr. Josip Gregur, Liturgiewissenschaftler an der Universität Augsburg; Prof. em. Dr. Wolfgang Frühwald, LMU  

 
Natürlich ist die Liturgie nicht nur ein Sprachgeschehen. Sie stellt ein Kunstwerk dar, das sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzt. Die Sprache spielt dabei aber durchaus eine tragende Rolle.
Die Priesterinitiative Augsburg lädt deshalb zu einem Abend des Gesprächs und der Diskussion über die liturgische Sprache und über die römischen Vorgaben für das kommende neue Messbuch für den deutschsprachigen Raum ein.
Welche Konsequenzen ergeben sich aus der Vorgabe, möglichst nahe ander lateinischen Vorlage zu bleiben?
Wird damit nicht das Anliegen einer echten Beteiligung aller Mitfeiernder konterkariert?
Wie kann die liturgische Sprache Menschen erreichen und berühren, wenn sie sperrig und unverständlich daherkommt?
Sollte nicht mehr auf die schöpferische Kraft der Feiernden vertraut werden, die auf dem Boden der rechten Lehre Gebete ins Wort bringen?  
Muss nicht die Sprache gesprochen werden, die dem Sprachempfinden der Mitfeiernden entspricht? 


 

Mittwoch, 17. April 2013

Kirche neu. ... wenn nichts bleibt, wie es war.

Zu diesem Thema findet im Moritzsaal in Augsburg am 30. April 2013 um 19:30 Uhr ein Podiumsgespräch mit Prof. Rainer Bucher, Pastoraltheologe in Graz, statt.
Die katholische Kirche steht vor fundamentalen Veränderungen, die nicht zuletzt auch mit dem Wandel in den Lebensumständen der Menschen unserer Gesellschaft und weltweit zu tun haben. Die Zeichen der Zeit zu erkennen, das hat schon das Zweite Vatikanische Konzil als grundlegende Aufgabe der Kirche formuliert. Dabei ist es entscheidend, immer wieder auf Christus zu hören und im Geist des Evangeliums auf Menschen zuzugehen.
Was muss bewahrt werden? was kann aufgegeben werden? Was muss umgestaltet werden? Welche Wege in die Zukunft zeichnen sich schon ab?
Manches wird schon bedacht und erprobt: Kirchehochzwei - unter diesem Namen fand ein ökumenischer Kongress statt, der sich von Erfahrungen in der englischen Kirche mit kreativen Gemeindegründungen inspirieren ließ; Small christian communities - dieser Weg zu Gemeinden wird schon länger, ausgehend von Afrika versucht; Neuevangelisierung - so nennen sich die tastenden Versuche in der Diözese Augsburg.
Diesen spannenden Gesprächsabend sollten sich kirchlich Interessierte nicht entgehen lassen.


Mittwoch, 3. April 2013

Glaube - längst überflüssig?



Donnerstag, 11. April 2013 in Egling, Pfarrheim
Beginn: 20:00 Uhr

"Brauchts des? Glaube – Liebe - Hoffnung".

Für uns Katholiken drängt sich heute die Frage nach dem Notwendigen mehr und mehr in den Vordergrund. Ein Blick in unsere Kirchen und Gemeinden zeigt, dass immer weniger Christen den Weg in die Kirche finden und sich nicht einmal mehr die Frage stellen: Brauchts des?
Nicht wenige werfen ungeprüft Glaube und Religion einfach über Bord.

Der Titel des Vortrags ist gleichzeitig das Jahresthema der KLB Augsburg und ist sicher auch ein Thema zum aktuell ausgerufenen Jahr des Glaubens.
Wir laden Sie ein, mit dem Referenten Fritz Kahnert, Pfarrer, das Selbstbild der Kirche und des Glaubens zu reflektieren und zu diskutieren.
Eine Veranstaltung der KLB Landkreis Landsberg

Dienstag, 19. März 2013

Kirche nach dem II. Vatikanischen Konzil

Auf der Seite der Pristerinitiative Augsburg (www.priesterinitiative-augsburg.de) findet sich folgende Betrachtung:

Die Priesterinitiative Augsburg ist Teil einer plural gewordenen Diözese. Wir wollen in Freiheit leben und verkünden, was wir als Erbe und Auftrag des II. Vatikanischen Konzils verstanden haben. Wir wollen im Dialog um Erneuerung und Zukunft unserer Kirche im 21. Jahrhundert mit unseren Erfahrungen wahrgenommen und ernst genommen werden. „Denn der Priester soll ja der Entwicklung des Volkes Gottes dienen“ (Deutsche Bischofskonferenz, Brief an die Priester 2012).
Wie verstehen wir uns als Kirche?
Kirche ist für uns geistliche Gemeinschaft und Volk Gottes auf dem Weg durch die Zeit. Unter allen ihren Mitgliedern gibt es laut Kirchenrecht „eine wahre Gleichheit an Würde und Tätigkeit“. In ihrer hierarchischen, synodalen und subsidiären Verfassung ist sie wahrhaft geschwisterlich. Kirche ist wie ein „Ursakrament“: Zeichen und Werkzeug für die Einheit der Menschheitsfamilie und ihrer Gemeinschaft mit Gott. Der Geist Jesu Christi eint sie in ihrer katholischen Weite und Vielfalt. Von seiner liebenden und heilenden Gegenwart im Leben, Sprechen und Handeln der Gläubigen, besonders der Amtsträger, hängt ihre Glaubwürdigkeit ab.
Die Kirche Jesu Christi ist in der katholischen Kirche verwirklicht, aber nicht mit ihr identisch. Sie bleibt Kirche der Heiligen und Sünder und bedarf der ständigen Reinigung, Erneuerung und Umkehr (II. Vatikanisches Konzil, Über die Kirche, Nr. 8). Seelsorgliches Handeln hat in ihr den Vorrang vor rechtlichen und institutionellen Absicherungen („höchstes Gesetz ist der Heil der Seelen“). Geprägt vom II. Vatikanischen Konzil sind wir gegen römischen oder diözesanen Zentralismus, gegen klerikale und uniformierende Tendenzen. Der Dialog bleibt eine Hauptaufgabe aller Glieder der Kirche.
Bestimmend wurde für uns das Kirchenbild vom „wandernden Gottesvolk“ (Wahlspruch von Erzbischof Josef Stimpfle). Wir sind das Volk, das seit Abraham auf dem Weg zum Reich Gottes ist. Mit uns wandern die getrennten Christen, die Menschen anderer Religionen, alle, die ohne Glauben ihrem Gewissen folgen. Die Kirche Christi ist immer gehalten in der Wahrheit – diese ist nicht ihr Besitz. Das bewahrt uns vor dem Hochmut allwissender Theologen und „auserwählter“ Priester. Suchend gehen wir unseren Weg zu Gott. (Vgl. Über die Kirche, Nr. 15)
Kirche lebt in der Welt und für die Welt. Das Heil der Kleinen, Schwachen und Kranken ist ein Hauptanliegen von Jesus. Er gibt ihnen die Würde, die jedem Menschen zukommt. Die Sorge um soziale und internationale Gerechtigkeit und Frieden, um Nachhaltigkeit im Umgang mit der Schöpfung und die Achtung der Menschenrechte gehört zu den Aufgaben der Kirche wie jeder Gemeinde. Den Gruppen und Mensche, die solche Anliegen vertreten, wissen wir uns dankbar verbunden.
Dialogfähigkeit
Dialog ist ein Aufeinanderhören und Sprechen mit Andersdenkenden auf Augenhöhe. In einer säkularen und gleichzeitig multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft zuhause zu sein, bedeutet für uns: im Dialog sein. So gewinnen und vertiefen wir unsere christliche Identität in dieser Welt.
Dialog gehört zu Wesen und Mission der Kirche, weil er im Reden und Handeln Jesu und der Apostel begründet ist. Ohne Dialogfähigkeit wäre die Kirche Jesu Christi nicht gewachsen, ohne sie verliert sie im 21. Jahrhundert ihre Wirkkraft.
Dialog ist ein Hauptwort des II. Vatikanischen Konzils. Wir sind von ihm geprägt und von den Erfahrungen des guten Miteinanders, das wir selber viele Jahre erlebt haben, zum Beispiel im Religionsunterricht, in Pfarrgemeinderat und Seelsorgeteam, im Priesterrat und Pastoralrat der Diözese. Die Priesterinitiative ist entstanden im Zusammenhang mit autoritären, für viele unverständlichen Entscheidungen der Diözesanleitung und der römischen Kurie. Unsere Zugehörigkeit zur Diözese und zur römischen Kirche wurde in Frage gestellt. „Wer versucht ein anderer als er selbst zu sein, gerät in Verzweiflung.“ (Sören Kierkegaard)
Wir akzeptieren, dass wir mit Priestern einer ganz anderen kirchlichen Sozialisation und Prägung in Dekanaten und Diözese verbunden sind. Für ein wahrhaftiges und ehrliches Miteinander im Gespräch brauchen wir Mitbrüder, die den „Dienst der Einheit“ in Dekanat und Diözese ernst nehmen, die „mehr vorsehen als vorstehen“ (Regel des hl. Benedikt für den Abt, RB 64,8). Solange wir in Polarisierungen stehen bleiben, hindern wir uns, gemeinsam zu hören, was Gott von uns heute will und es auch zu tun.